Luna Sandals–Erste Erfahrungen
Bei Ultraläufen sind sie nicht zu übersehen – fast bei jedem Lauf treffe ich auf 1-2 Luna Sandals Läufer. Und jedes Mal die gleichen Fragen von mir: Kann man damit wirklich Ultras laufen ? Haut man sich da nicht die Zehen an ? Rutscht man da nicht ?
Beim Mozart 100 hat dann Christian Weingartner den Ausschlag gegeben – ich werde die Sandalen auch probieren. Vor allem, weil einige der Fragen, die ich mir stelle, mir gestellt werden, wenn ich mit Fivefinger unterwegs bin.
Eine Webrecherche hat dann schnell gezeigt, das die Lunas in Handarbeit in Seattle hergestellt werden. Zufällig war ich vor ca. 1 Monat vor Ort und habe beschlossen, die Sandalen direkt vor Ort zu kaufen.
Die Entscheidung, welches Modell es wird, ist schon vorher gefallen. Leider gibt es auf der deutschsprachigen Seite den “Smart Sandal Picker” noch nicht, der ist englisch, aber sehr gut…
Es wurde der Leadville Pacer – weil er eine der dünnsten Sohlen hat und für den geplanten Einsatz als Trailschuh vorgeschlagen wurde
Wo Lunas herkommen
Wer “Born to Run” gelesen hat, kennt den Gründer von Luna Sandals: Barfuß Ted. (Wer das Buch noch nicht gelesen hat, sollte das unbedingt tun)
Hier sieht man ihn (rechts) in Mexiko, wo ein Tarahumara ihm gerade aus einem Autoreifen eine Sandale “schnitzt” – eine Sandale, die die Tarahumaras auf ihren langen Läufen zum Schutz der Fußsohlen nutzen. Uner dem Bild erkennt man die Originalsandalen, die er damals bekommen hat
Aus diesen Sandalen hat Barfuß Ted die Lunas entwickelt, die in dem Laden in Seattle (Washington) in Handarbeit hergestellt werden. Leider durfte ich nicht in der “Fabrik” fotografieren, weil gerade die neuen Modelle abgelichtet wurden… Die Beratung war sehr gut, die Sandalen wurden mir auch gleich angepasst (Für alle, die jetzt nicht gerade nach Seattle fliegen wollen (obwohl ich das jedem empfehlen kann), finden sich auf der Luna Seite eine Reihe von Anleitungen, die richtige Größe zu finden und den Schuh perfekt anzupassen.
(BTW: Direkt im Store sind die Sandalen auch etwas billiger – halt nicht so viel, das sich der Flug auszahlt)
Luna – Erste Erfahrungen
Natürlich habe ich das gemacht, vor dem ich jedem abrate: Nicht langsam begonnen, sondern mir die Sandalen gleich voll gegönnt. Und sie von Freitag Mittag bis Sonntag Abend beim vollen Touristen-Programm in Seattle angehabt und natürlich auch einen Probelauf gemacht. (immerhin ca. 50.000 Schritte inkl. 7,5 km Traillauf) – sollte man nicht tun, vor allem nicht, wenn die Füße noch nicht an Minimalschuhe gewöhnt sind (so wie meine)
Bis auf eine kleine harmlose Blase am linken Fuß zwischen großer und “Zeige”zehe ist es aber gut gegangen..
ACHTUNG:
Beim ersten Anprobieren und dem ersten Tag ist das Band zwischen den Zehen unangenehm. Diese Warnung hat mir die Dame aus dem Store zum Glück mitgegeben.
Nach einem Tag passt sich das Band an den Körper an und stört nicht mehr.
Stadtbummel, Boeing Werk Besuch, Shoppen im Outlet Center, promenieren am Alki Beach in Seattle – alles problemlos in den Lunas möglich. Vor allem, weil man sich hier in Amerika, fernab von Bekannten, in kurzen Hosen (und ohne die beste Ehefrau von allen) befindet.
Luna – der erste Lauf
Der erste Lauf war eine echte Überraschung. Die Sandalen sitzen bombenfest am Fuß, da rutscht nichts, da wackelt nichts. Wer gewohnt ist, in ungedämpften Schuhen mit dünner Sohle zu laufen, wird sich in diesen Sandalen wohlfühlen. Das Bodenfeedback ist natürlich etwas geringer als bei den Spyridon oder den KSO, weil die Sohle 9 mm “dünn” ist. Trotzdem spürt man die Wurzeln und Steine am Weg und kann perfekt laufen.
Hier ein leicht verwackeltes Video vom ersten Lauf
Auf Asphalt habe ich noch das Problem, das die Schuhe etwas laut sind und “klatschen”. Lt. Webrecherche gibt es eine einfache und eine komplexere Erklärung dafür: Die Einfache lautet, das sich die Schuhe erst anpassen und dann nicht mehr “klatschen”. Die komplexere (die ich doch mehr glaube) ist, das es am Laufstil liegt – bei meinem letzten 10 km Speed Run ist mir aufgefallen, das die Schuhe auf den letzten Kilometern wesentlich lauter waren….
Nachdem ich die meiste Zeit nicht auf Asphalt laufe, ist das aber nicht wirklich schlimm…
Luna – beim Wandern
Heute waren wir wandern – natürlich mit meinen Lunas. Hier war alles dabei, was beim Wandern dabei sein kann
Inklusive sehr steilem und steinigen Abstieg und sehr steilen, schottrigen Aufstieg.
Beim Abstieg spürt man die Zehenschnur ein wenig, ansonsten war der Schuh ein sicherer Begleiter. Kein Rutschen, keine Unsicherheit. Allerdings denke ich, das die Sohle eine Spur zu groß ist, selten, aber doch bleibe ich mit dem Rand am Boden hängen (und man sieht die Abnutzung)
Vorteile der Lunas
Den Hauptvorteil der Lunas merkt man, sobald man diese gegen Alltagsschuhe austauscht. Auch wenn meine Minimalschuhe sehr breit geschnitten sind, sind die Füße in den Vivobarefoot aber auch in den FiveFingers irgendwie mehr eingeengt als in den Lunas. Der Fuß steht völlig frei auf der Sohle, die Riemen spürt man gar nicht, maximal den Riemen zwischen den Zehen.
Schmutz und Steine kommen natürlich zwischen Sohle und Fuß, allerdings verschwindet dieser Schmutz sehr schnell wieder (im Gegensatz zu den Steinchen in den FiveFingers)
Natürlich gibts auch keinen Gestank – was soll denn da stinken
Nachteile der Lunas
In den 3 Wochen haben sich auch ein paar kleine Nachteile herausgestellt:
Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob der völlig ungeschützte Fuß wirklich bei Trailruns verletzungsfrei ist. Jeder Luna-Läufer sagt zwar, das es kein Problem ist, ganz sicher bin ich immer noch nicht.
Wenn der Fuß nass wird (schwitzen, Wasser, …) rutscht er ganz leicht (um Millimeter) auf der Sohle. Das kann für ungeübte Sohlen zu Blasen führen (ich spüre meine Sohlen heute nach der Wanderung)
Und optisch – was soll ich sagen…. Im Vergleich zu den Lunas findet meine Frau mittlerweile die Fivefingers hübsch – ich denke das sagt alles ….
Fazit
zu 100 % bin ich noch nicht überzeugt – die Freiheit am Fuß ist schon großartig, das Laufen in Lunas macht Spaß. Und auf schwierigen Trails ist der Fuß durch die 9mm Sohle besser geschützt.
Auf leichten Trails vermisse ich das Bodenfeedback meiner KSO mit der 4,7 mm Sohle. Aber ich werde natürlich weiter damit laufen….
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