Mozart 100 Marathon
Nachdem ich zwei Mal beim Mozart 100 in St. Gilden nach etwas mehr als 60 km gescheitert bin, habe ich heuer beschlossen, das fehlende Stück bis nach Salzburg in Angriff zu nehmen.
Was auch zu meinem Trainingszustand gut passt, weil ich vom Laufen zum Wandern gewechselt bin und mit 14 km Laufstrecke in 2021 viel mehr als die 40 km nicht sinnvoll sind. Und da der Mozart Marathin defacto kein Zeitlimit hat (Start um 09:00, Zielschluss um 03:00 in der Früh ) kann er auch gut erwandert werden.
Wetterbericht hat für den Samstag das perfekte Laufwetter verkündet – um die 23 Grad, wolkenlos, leichter Wind..
Start um 07:45 mit dem Shuttlebus nach St. Gilden – hier noch langärmlig – -man beachte die wunderbaren Mozart 100 Tattoos am Unterschenkel
Gelaufen bin ich – wie auch schon in den Vorjahren – mit meinen Bedrock-Sandalen. Nach deutscher Sitte natürlich mit Socken. Und mit einer Sondererlaubnis der Veranstalter unter der Auflage, Ersatz-Fivefinger im Rucksack zu haben (die auch ohne diese Auflage mit wären)
Das Schöne an den Ultraläufen ist, dass man immer wieder alte Freunde trifft (und überhaupt wesentlich leichter ins Plaudern kommt als bei “normalen” Läufen. Ein Fixpunkt beim Mozart 100 sind Vreni und Wolfgang, mit denen es immer sehr nett und lustig ist!
Nach einer Ehrenrunde in St. Gilden geht es Richtung Zwöflerhorn – im Gegensatz zur großen Runde bleibt uns aber (leider) der Gipfel erspart, die Strecke führt nur gefühlt zum ersten Drittel des Berges. Mit dem leichten Nebel in St. Gilden gab es von oben einfach nur traumhafte Ausblicke:
Auch auf der Strecke gibt es immer wieder Momente, die magisch sind (und leider am Handy nur halb so gut dargestellt werden)
Die Strecke von St. Gilden nach Fuschl ist recht nett, eine gute Steigung aufs Zwölferhorn, nette Downhills, leider auch die einzigen Asphalt-Straßenkilometer vor Fuschl.
Zu meiner Verwunderung konnte ich die gesamten ebenen Strecken laufen – gemütlich, aber doch Laufen. Immer in der Erwartung, dass der Körper STOPP sagt, immer mit dem leichten Gedanken im Hinterkopf, dass es vielleicht nicht so gut ist, gleich am Anfang so viel zu Laufen. Aber nachdem mir die Zeit völlig egal war und im Falle eines Einbruches ich halt langsam ins Ziel spaziert wäre, bin ich wo es gegangen ist, gelaufen.
Der Trail auf der rechten Seite des Fuschlsees gefällt mir fast besser als die linke Seite (Richtung Salzburg blickend). Am Ende von Fuschl folgt man dann eine Zeitlang der Strecke, die auf der 100 km Strecke der Hinweg ist
Inkl. dem wunderbaren Ausblick auf Fuschl – für den man sich jetzt allerdings umdrehen muss
Die Strecke bis zum Nockstein war recht unspektakulär – ich war ehrlich verwundert, wie gut es mir hier noch geht. Interessant war, die Strecke die ich sonst von den 100 km kenne, diesmal andersrum zu laufen – das durfte ich ja noch nicht erleben.
Ein wichtiger Punkt dafür, dass es mir so gut gegangen ist, ist, das habe ich mittlerweile gelernt, eine gute Zufuhr von Nährstoffen und Flüssigkeit, bevor der Körper hier Mängel signalisiert. Meine Taktik hier ist eine Salztablette jede Stunde (gegen Ende alle 30 Minuten) und eine 750 ML Flasche mit Tailwind Nutrition
TAILWIND STICKPACKS Sportgetränk – Sporthunger
Die habe ich vor ca. 2 Jahren entdeckt und lieben gelernt. Ich habe pro Labestation eines dieser Packerl mit und fülle damit meine Flasche – mit dem Ziel diese bis zur nächsten Labe zu leeren. Tailwind schmeckt nur wenig künstlich und hat pro Packerl 200 kcal und auch Koffein. Das wichtigste: Ich vertrage es problemlos.
BTW: Die Labestationen heuer am Mozart waren traumhaft – Brot, Aufstriche, Käse, Wurst, Soletti, Knabbergebäck – natürlich auch Obst und Müsliriegel. Aber das Salzige und das Brot waren ein Hammer…
Kurz vorm Nockstein war eine “private” Labestation mit Bankerl und Wasser – hier habe ich was gemacht, von dem alle abraten:
Ich habe beim Stand von Sporthunger.de in der RaceCity vom Mozart 100 im Zielbereich was Neues gekauft:
TRAIL BUTTER Pouch – Sporthunger
Da sind gemahlene Mandeln und Cashewnüsse drinnen mit Ahornsirup und Salz. In der bequemen wiederverschließbaren Packung. Das Ding ist unglaublich.. Der erste Bissen/Schluck (?) war unpackbar geil. So geil, dass ich fast die ganze Packung aufgegessen habe. Ein Genuß sondergleichen. Nicht süß, genau richtig, eine crunchy Konsistenz, fett und geil. Und natürlich mit dem Hintergedanken, ob das jetzt so gscheit war – vor dem letzten großen Aufstieg eine ganze Packung von etwas zu verdrücken, dass man noch nie ausprobiert hat. Habe es aber nicht bereut, im Gegenteil – das Ding schmeckt nicht nur, sondern fetzt auch voll Energie in den Körper.
Gut, ist nicht ganz billig. Ich muß mal probieren, dass selber zu machen….
Mit der Energie bin ich dann Richtung Nockstein geflogen – wo mich der Führende von der 100 km Distanz überholt hat (hat nicht wirklich gut ausgeschaut, was ihn nicht daran gehindert hat, mit gefühlt der doppelten Geschwindigkeit den Berg hochzulaufen als ich) Der Aufstieg ist recht lang, aber ich mag raufgehen recht gern. Der Ausblick oben war die Mühe total wert
Ich bin mir nicht sicher, ob ich schon jemals da oben war – an sich ist die frühere 60 km Distanz (die ich als meinen ersten Ultra gefinisht habe) auch über den Nockstein gegangen – Erinnerung habe ich aber keine daran – ev. wurde Strecke damals wegen dem strömenden Regen kurzfristig geändert..
Der Abstieg vom Nockstein war recht heikel – rutschig, steinig, steil, zum Schluß gefühlte 1000 Stufen (hat die eigentlich irgendwer schon gezählt ?) UNd auch wenn ich hier meine Beine recht gut gespürt habe, war ich verwundert, dass ich immer noch weit entfernt von einem Zusammenbruch war…
Was mir aber durch den Kopf gegangen ist war der Gedanke an all die 100km Finisher, die diesen Teil der Strecke im Dunkeln mit massiv mehr Erschöpfung bewältigen müssen – Hochachtung und Gratulation an jede und jeden, der das geschafft hat!
Ab da war es dann recht einfach – en Stückerl durch die Straßen von Salzburg Richtung Kapuzinerberg.Danke an die Polizisten, die den Verkehr für mich aufgehalten haben, damit ich nicht auf die Ampel warten muß – ein ganz besonderes Service.
Den Kapuzinerberg bis ich diesmal das zweite Mal gelaufen und hatte ihn (nach meinen 60 km) wesentlich schwerer im Kopf. Aber diesmal war es fast sogar nett, die Stufen rauf und den Singletrail dann runter zu laufen.
Die kleine Änderung am Schluss, dass wir nicht durch die Getreidegasse laufen, sondern noch eine Extraschleife bis zum Mozartsteg und dann über alle Plätze von Salzburg laufen, hat mir gefallen, weil wesentlich mehr Platz war als auf der alten Strecke.
Im Ziel dann doch wesentlich schneller als erwartet. Auch wenn ich mir keine Zielzeit gesetzt habe, bin ich von 8-10 Stunden ausgegangen. Die 7:38:34 hätte ich mir nie gedacht.. Und auch nicht, dass es mir so gut gehen wird.
Kleine Info noch: Seid bei der Auswahl des Hotel ein klein wenig vorsichtig… Ich habe (weil zum Zeitpunkt der Buchung noch unklar war, ob meine Frau und der Hund mitkommen) ein Hotel gesucht, dass Hunde aufnimmt und hatte die Wahl zwischen einem Richtung Bahnhof und dem Johannes Schlössl – beide ca. 1,5 km vom Start/Ziel entfernt. Irgendwie hat das Johannes Schlössl netter ausgesehen, deswegen habe ich es gebucht. Übersehen habe ich die Kleinigkeit, dass das Hotel am Mönchsberg liegt. Vom Bahnhof geht man ca. 30 Minuten, 20 davon steil bergauf. Gut, für jemanden, der am nächsten Tag 42 km mit 1700 HM laufen will, nicht wirklich ein Problem. Auch der Weg zur Startsackerlabholung und am Abend wieder zurück und der Weg zum Start alles nicht tragisch. Den Aufstieg nach dem Rennen und Abendessen hab ich dann doch ein wenig in den Beinen gespürt und heute in der Früh – ich gebs zu – hab ich mir dann ein Taxi genommen. Dafür war der Ausblick einfach traumhaft
Fazit
Gehen und Wandern ist offensichtlich doch ein gutes Training für Ultraläufe (ich weiß, es war kein Ultra) wenn man keine Zeitvorstellungen hat.
Diese Strecke werde ich nächstes Jahr definitiv wieder laufen – der Mozart ist einfach der schönste Traillauf für mich. (Und der mit der besten Organisation und der freundlichsten Mrs. Mozart Hundert – Claudia!)
Für das nächste Abenteuer – den Megamarsch am 3.9. – bin ich grade massiv am Überlegen, ob es nicht doch die Bedrock Sandalen werden… Immerhin haben mich diese problemlos durch 2 63-Trailläufe und jetzt den 42er geführt. Und geben den Füßen sowohl perfekten Halt als auch die notwendige Freiheit, ohne einzuengen. Aber 100 km mit Sandalen ? Mal sehen wie das Wetter wird…
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