Minimal-Laufschuhe
Der Begriff Barfußschuh ist eigentlich sehr irreführend – entweder ich habe Schuhe oder ich bin Barfuß. Daher verwende ich eigentlich lieber den Ausdruck „Minimalschuh“, der viel besser ausdrückt, über was ich hier schreibe.
Welche Kriterien muss ein Schuh nun haben, um als Minimalschuh zu gelten ?
Offizielle Regeln gibt es hier keine, für mich sind diese 4 Punkte wichtig:
- Keine Sprengung
D.h. die Sohle muss vorne genauso hoch sein wie hinten. Hat der Schuh einen Absatz oder die Sohle eine Keilform, ist er kein Minimalschuh. Damit fallen 95 % aller Schuhe schon mal aus dieser Definition.
Hintergrund: Eine Sprengung verändert die Art, wie der Körper über dem Fuß steht und sich bewegt. - Eine flexible Sohle
Mein Test hier ist ganz einfach: Kann ich die Spitze der Sohle auf die Ferse biegen. Dann ist der Schuh ein Minimalschuh. (Auch wenn mit dieser Definition die Lunas aus der Rige der Minimalschuhe fallen)
Hintergrund: Nur mit einer flexiblen Sohle ist der Fuß in der Lage, selber aktiv zu arbeiten und mit den Zehen abzurollen. - Viel Platz für die Zehen
Die meisten Schuhe laufen nach vorne eher spitz zusammen und pressen damit die Zehen zusammen. Minimalschuhe bieten dem Fußballen und damit den Zehen viel Platz. - Der Schuh sitzt fest am Fuß
Negativbeispiel: Mit den ersten 3 Punkten wären auch FlipFlops Minimalschuhe. Die FlipFlops müssen aber bei der Vorwärtsbewegung durch ein Runterdrücken der Zehen am Fuß gehalten werden. Normalerweise heben sich die Zehen bei der Vorwärtsbewegeung und spannen damit das Fußgewölbe, damit dieses die Energie des Schrittes aufnehmen kann. Daher ist es wichtig, das der Schuh fest am Fuß sitzt, ohne ihn allerdings einzuengen.
Minimalschuhe gibt es in folgenden „Bauformen“:
Die Zehenschuhe von FiveFingers
Vorteil:
Die Zehen können sich frei bewegen, besonders bergauf im Gelände kannst Du dich damit quasi festkrallen. Auch ist der Schuh ein natürlicher „Zehenspreizer“, der Dir hilft, die jahrelang zusammengestauchten Zehen wieder etwas mehr auseinander zu bekommen. Die meisten FiveFinger haben eine extrem biegsame Sohle und ein dünnes Obermaterial.
Nachteil:
Am Anfang fällt das Anziehen etwas schwer, es dauert, bis alle Zehen „sortiert“ sind. Und optisch sind die FiveFinger natürlich nichts für schüchterne Menschen, die nicht auffallen wollen. Ich darf meine z.b. im Alltag nicht anziehen….
„normale“ Laufschuhe mit flexibler Sohle, keiner Sprengung und Platz für die Zehen
Von dieser Bauart gibt es eine Reihe von Herstellern, der bekannteste ist sicherlich VivoBarefoot
Andere Hersteller sind z.b. SoleRunner, Merell, usw.
Kleiner Hinweis zum Foto: Die Zehensocken sind kein Muss in diesen Schuhen…
Vorteil:
Leicht zum Anziehen, optisch von üblichen Laufschuhen kaum zu unterscheiden. Bei diesen Laufschuhen braucht es keine Laufanalyse, keinen Spezialisten, der den richtigen Schuh verkauft, wenn der Fuß ans Minimalschuh-Laufen gewöhnt ist, läuft er in jedem Minimalschuh ohne Probleme (gut, ev. Blasen…)
Nachteil:
Der Fuß ist nicht ganz so beweglich wie in FiveFingers, die Sohle meist nicht ganz so flexibel. Ich persönlich fühle mich – ohne es wirklich genau begründen zu können – beim Laufen nicht so wohl wie in FiveFinger oder den Lunas.
Der Sockenschuh
ist im Prinzip ein Socken mit festerer Sohle
Hersteller sind hier Leguano, ZEMgear und andere.
Vorteil:
Es gibt keine Schnürung oder festes Obermaterial, der Schuh sitzt wie ein fester Socken. Einfach zum Anziehen. Beim Leguano gibt die Sohle auch gutes Bodenfeedback.
Nachteil:
Beim Laufen benötigen diese Schuhe einen guten, exakten Laufstil, da sonst der Fuß im Socken rutscht. Ich habe meine nach einem Halbmarathon meinem Vater geschenkt, der sie jetzt im Garten nutzt.
Sandalen
Berühmtester Hersteller ist LUNA mit den LUNA Sandals
Aber mittlerweile gibt es auch andere Hersteller. Diese Bauart besteht aus einer Sohle und ein paar Schnüren, die die Sohle fest am Fuß halten.
Vorteil:
Freiheit. Wie frei der Fuß in dieser Sandale ist, merkt man erst, wenn man nach zwei, drei Tagen LUNA tragen wieder in „normale“ Schuhe schlüpft. Weiters sind das die einzigen Minimalschuhe, die nicht im Sommer nach längerem Tragen zum Riechen anfangen. Laufen funktioniert überraschend gut und sicher.
Nachteil:
Die ersten 1-2 Tage schmerzt die Schnur zwischen den Zehen. Das wurde mir beim Kauf gesagt, es war auszuhalten, nach 2 Tagen spürt man es nicht mehr. Wird die Sohle zwischen dem Fuß feucht und leicht schmutzig, dann rutscht der Fuß auf der Sohle – was mir beim Bergwandern 1-2 unschöne Momente beschert hat.
Fazit:
Die Frage nach dem BESTEN Minimalschuh kann nicht beantwortet werden. Das hängt stark von persönlichen Vorlieben ab, vom Laufstil, vom Untergrund, wo gelaufen wird, vom Wetter und vielen Faktoren mehr.
Ich bin seit vielen Jahren Fan von FiveFingers, habe aber seit dem Sommer meine Lunas extrem zu schätzen gelernt. Ich habe alle oben beschriebenen „Bauformen“ beim Laufen getestet, aber keiner der anderen Bauarten haben mich überzeugt. Im Alltag trage ich allerdings nur noch Vivobarefoot Schuhe.