Die Hundert sind geschafft–Megamarsch Wien

Die Hundert sind geschafft–Megamarsch Wien

Dem Ziel, die 100km zu schaffen, laufe ich (im wahrsten Sinne) ja schon länger nach. Beim Mozart 100 musste ich 2 x in St. Gilgen nach 63 km feststellen, dass es einfach nicht mehr weiter geht, was mich zur Erkenntnis gebracht hat, dass ich das realistisch mit Laufen nicht schaffen werde. (siehe auch https://www.wozulaufschuhe.at/wenn-die-lust-vergeht/ )

Nach über einem Jahr, in dem ich gar nicht gelaufen bín, habe ich heuer wieder mit Bewerben begonnen. Allerdings keine Laufbewerbe mehr, sondern Wander-Bewerbe – mit einer Ausnahme: Der Mozart 100 ist einfach zu schön, um da nicht mitzulaufen Winking smile

Nach dem Burgenland Extrem im Sommer (wo ich gerade mit Erschrecken feststelle, dass es dazu keinen Blogartikel gibt!), bei dem ich festgestellt habe, das 60 km Wandern (trotz massiver Blasen an den Fersen) kein echtes Problem waren, habe ich mich zu Megamarsch in Wien angemeldet. 100 km rund um Wien mit viel Zeit zum finishen…

Die Vorbereitungen dazu sind etwas einfacher als beim Laufen – das Laufband unter dem Schreibtisch, die “Gassirunden” mit dem Hund und vor allem gehen die längeren Wanderrunden am Wochenende auch gemeinsam mit meiner Frau.

Interessanterweise sind es wesentlich mehr Schritte geworden als zb 2019, wo ich recht intensiv für den Mozart 100 trainiert habe (Achtung: Die Einheiten sind in der rechten Grafik (2019) anders als links(2021))

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Die Vorbereitungen waren für mich in der Woche davor schon abgeschlossen – neuer Rucksack gekauft und mehrfach getestet, Nahrung geklärt (wenig mitnehmen, mehr die Verpflegungsstellen nutzen), Packliste finalisiert (so wenig wie möglich, so viel wie notwendig) und auch die Schuhe waren fixiert: Ich nehme meine BedRock Sandalen, die sich auch schon bei den Mozart 100 Bewerben bewährt haben.

Und dann – 2 Tage vor dem Event – der Schock:

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Im ersten Moment dachte ich an einen Spam, doch nachdem die Nachricht auch auf Facebook zu sehen war, war schnell klar, dass es wahr ist. Fassungslosigkeit…. So viel mentale und körperliche Vorbereitung umsonst ? Und Ärger und Unverständnis. Wie kann man so einen Bewerb 2 Tage vorher absagen ?

Doch dann war schnell der Gedanke da: Ich mache es trotzdem. Alleine. Ohne Start, ohne Verpflegungsstationen, ohne Streckenmarkierung, ohne Ziel.

In der Facebookgruppe des Megamarsch Wiens war der Tenor ähnlich  und es war schnell klar, dass der Punkt “alleine” nicht passieren wird. Und so hat sich eine größere Gruppe schon um 14:00 Uhr zum Start getroffen (statt der ursprünglich geplanten Startzeit um 16:00)

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Ist möglicherweise ein Bild von 1 Person, steht und außen

Beim Start mit dabei war Mathias, mit dem ich schon eine Nacht-Probewanderung rund um den Lainzer Tiergarten gemacht hatte. Er hat ein recht ambitioniertes Tempo und so haben wir beide uns bald von der Gruppe abgesetzt. Das Wetter war traumhaft – strahlend blauer Himmel, leichter Wind, perfekte Temperaturen. Die Strecke optimal – alle Höhenmeter (knapp 1.500) auf den ersten 30 km und für mich interessant: Mal ein paar andere Strecken als die gwohnte Tour über die Wiener Hausberge mit genialen Ausblicken

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Und auch viele (extrem gut besuchte) “Pop-Up” Heurige am Weg, die verführerisch ausgeschaut haben – aber wir hatten ja noch einiges vor…

Später dann die Stadt im goldenen Licht der untergehenden Sonne – ein umwerfender Anblick

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Die ersten 20 km waren schnell vorbei – Mathias kannte diesen Teil der Strecke und es waren auch Bodenmarkierungen vorhanden. Dann wurde es dunkel und nur mit der Uhr über steile Single-Trails zu navigieren war recht interessant Winking smile Aber wir waren mittlerweile zu Dritt – Klaus aus Deutschland hat zu unserer Gruppe gefunden – und wir haben uns gegenseitig am rechten Pfad gehalten…

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Und wieder großartige Blicke von der Perchtoldsdorfer Haide auf unsere Stadt

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Nach knapp 7:45 waren wir bei der (natürlich nicht vorhandenen) VP2 bei 40 km – dh ein Durchschnitt von 5 km/h pro Kilometer bei 1340 HM – kein schlechter Schnitt, in Wahrheit aber viel zu schnell für das was noch vor mir lag – darum habe ich mich danach bald von Mathias und Klaus getrennt um alleine mein Tempo zu gehen.

Die Nacht war überraschend leicht. Lange Zeit habe ich mein Hörbuch, dass mich schon seit 1-2 Monaten begleitet, zu Ende gehört um dann zu meinem Lieblings-Podcast zu wechseln. Franz Kühmayer hat mich mit seinen interessanten Gesprächspartnerinnen und –Partnern durch die dunkle Nacht begleitet.

Bei km 62 hat sich dann gezeigt, dass man den GPX-Track erst kurz vor dem Bewerb auf die Uhr speichern sollte…

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Meine Uhr hat die Strecke gerade aus gezeigt – 2 deutsche Mitwanderer, Dito und Stefan,  die ich zu diesem Zeitpunkt (wieder mal) getroffen habe, meinten, dass wir dann über die Brücke müssen und haben sich rechts gehalten, statt weiter am Fluss entlang…

Also bin ich wieder zurück, um bei der Brücke festzustellen, dass meine Route gerade führt… ca. 1,5 km später wusste ich warum: Weg gesperrt wegen Baustelle. Kurz nachgedacht und dann am Zaun vorbei… Die Baustelle war nicht wirklich das Problem, allerdings war die Absperrung am anderen Ende nicht so durchlässig wie am Anfang.. Aber ich habe gelernt: Jeder Zaun kann überwunden werden Winking smile

Nach 13 Stunden (also so um 03:00) wurde es leichter für mich, weil ich ab da “zu Hause” war – dh in Simmering und danach auf der Donauinsel, wo ich jeden Meter kannte… Und wo man sich dann über solche “Hacker” in der Streckenführung wundert

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Aber gut, wahrscheinlich war das zum Erreichen der 100km notwendig Winking smile

Kurz vor km 80, nach 16 Stunden wandern, wurde der Himmel heller und das Morgenrot zeigte sich. Grundsätzlich ist es mir gut gegangen, allerdings habe ich jede Stunde eine kurze Pause gemacht, die Füße etwas ausgeruht und meine Vorräte geplündert. Die übrigens recht gut geplant waren – von Salzig (gesalzene Nußmischung, Pizza von zu Mittag) bis Süß (Schokolade – hauptsächlich mit Erdnußbutter) und natürlich Salztabletten haben mir die Kraft für den Marsch gegeben. Wasser war auch weniger problematisch als gedacht – ich habe unterwegs 2 x 1,5 Liter an eine Tankstelle gekauft und 3 x meine Flasche unterwegs gefüllt.

Trotzdem waren dann die letzten 20 km recht hart – die Straße da draußen rund um die Seestadt Aspern sind wenig aufregend – sehr gerade und sehr lang. Dafür durfte ich bei km 87 die U-Bahn Station Seestadt Nord kennenlernen

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Die Hoffnung auf ein gutes Frühstück bei einem Ströck oder Ähnlichem wurde allerdings enttäuscht – bei der nächsten U-Bahnstation war zwar dann ein Ströck, der hatte allerdings zu…

Ab km 90 hat mich dann der Gedanke an ein Frühstück beim McDonalds aufrecht gehalten. Mittlerweile war mir klar, dass ich nicht zum Startpunkt zurück gehen werde, weil ich unterwegs ca. 3 Extrakilometer gegangen bin und nur die 100 km finalisieren wollte. Nach 19:40 endlich Kaffee und ungesunder Fertigfraß – und die Feststellung, dass es der Kreislauf nicht ganz so gern hat, wenn man sich nach so einer Zeit hinsetzt und einen heißen Kaffee trinkt.. Also doch recht schnell wieder auf und zurück auf die Strecke.

Ja, die letzte Stunde hat keinen echten Spaß mehr gemacht. Allerdings hatte ich keine echten Schmerzen, natürlich haben die Füße geschmerzt und die gesamte körperliche Verfassung war nicht optimal, natürlich war der Kreislauf etwas durcheinander, aber grundsätzlich war alles besser als befürchtet.

Und nach etwas mehr als 21 Stunden hat dann die Uhr endlich die 100 km angezeigt und zum Glück hat meine Frau das perfekt eingeschätzt und ist genau dort mit dem Auto gestanden.

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Fazit:

So geil die ersten 40 km auch waren – wahrscheinlich wäre es mir am Ende etwas besser gegangen, wenn ich nicht gar so viel Gas gegeben hätte. Und der Marsch hat mir auch gezeigt, dass ein organisierter Event schon viele Vorteile hat.

Du gehst nicht alleine – gut, dass bin ich diesmal auch nicht, aber es macht halt doch einen Unterschied ob 300-400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu selben Zeit starten oder 30-40.

Du hast eine Streckenmarkierung – das Navigieren unterwegs kostet doch Zeit und auch Nerven

Du hast mentale Ankerpunkte – und musst nicht 100 km gehen, sondern immer nur 20 km bis zur nächsten Labestation

Und der letzte wichtigste Punkt (wegen dem ich immer noch leicht “angfressn” bin auf die Organisatoren):

Du hast ein Ziel, das du erreichen kannst!

Und das hat mir gefehlt! Ich kann  mich noch sehr gut an das Gefühl erinnern, beim Zieleinlauf meines ersten Ultras… Wie mir die Tränen in die Augen gestiegen sind, weil ich es geschafft habe. So ein Zieleinlauf ist einfach etwas ganz besonders für mich, der mich auch mental massiv antreibt.

Die Anzeige auf der Uhr, dass die 100 km geschafft sind, ist damit nicht wirklich zu vergleichen…. Leider…

und ja, das bedeutet, es wird nicht mein letzter “Hunderter” gewesen sein…

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