WUT war heut nicht gut
Als letzten langen Testlauf habe ich mir den WUT – Wienerwald Ultra Trail – ausgesucht. Die Strecken sind rund um Purkersdorf, vom Dog-Trail mit 11,4 km bis hin zum Titan-WUT mit 100 Meilen ist alles dabei. Meine Wahl ist auf den Diamant-WUT gefallen: 54,5 km mit 1.800 HM klangen nach einem netten, letzten Testlauf, besonders, weil ich in dieser Gegend quasi nie unterwegs bin.
Leider waren da ein paar Komponenten, an die ich nicht wirklich gedacht habe:
- ein schneereicher Winter
- die Holzernte in dieser Gegend, die gerade beim Abschluss ist
- die kleinen Regenfälle in letzter Zeit
- die wuchernde Vegetation im Mai
Aber der Reihe nach….
Grundsätzlich ist der WUT nicht unbedingt etwas für Menschen, die schöne Aussichten und coole SingleTrails schätzen – mindestens die Hälfte des Weges (geschätzt) geht auf breiten, kinderwagentauglichen Forststraßen dahin, die auf beiden Seiten tlw. bis oben hin zugewuchert sind – was gestern recht angenehm war, da ich damit hauptsächlich im Schatten gelaufen bin.
Irgendwann der erste schöne Trail – ein Shared Trail, der mit den Mountainbikern geteilt wird
Nachdem ich diesmal auch den Frühstart beim Mozart testen wollte (Start: 05:00) bin ich bereits um 06:00 losgelaufen, dementsprechend war ich ziemlich alleine im Wald…
Ausrüstungstechnisch war es diesmal perfekt.
Der Hüftgurt, der als Stockhalterung und Startnummernhalterung dient ist auch perfekt für die vielen Kleinigkeiten, die griffbereit sein müssen: Die GoPro, das Handy, der Trinkbecher und die unzähligen Riegel…
Und ich glaube, ich bleibe bei meinen 750ml PET-Flaschen und steige nicht auf Softflaks um, auch wenn es ein wenig gluckert beim Laufen. Dadurch, das ich ChiaSamen im Getränk habe, brauche ich sowieso einen Drehverschluß.
Mengenmäßig war es erwartungsgemäß zu wenig, in Summe hatte ich 3 Liter Flüssigkeit mit, die bei den Temperaturen und der Zeit, die ich unterwegs war, nicht ausgereicht hat. Zum Glück konnte ich aber das Wasser in einem Gasthaus auffüllen.
Irgendwann wurde die Strecke dann etwas grausam.
Und damit meine ich nicht unbedingt steile, verschlammte Anstiege wie diesen hier – die sind bei Trails im Wald ja normal.
Damit meine ich die unzähligen Kilometer an Forstwegen, die vom schweren Gerät völlig zerfahren waren und zusätzlich noch extrem viel Äste und Totholz, der am Weg lag
Zum Laufen – vor allem mit Sandalen – kein echter Spaß, besonders wenn zwischendurch immer wieder morastige Stellen den Lauf-Flow unterbrechen. (Für die „Nicht-Stammleser“ des Blogs: Alle Laufsandalen, die ich bis jetzt gelaufen bin (Lunas, Chalas, ..) haben das Problem, das bei Matsch zwischen Fuß und Sohle der Grip schlagartig weg ist und der Fuß in der Sandale rutscht – was bei anspruchsvollen Wegen ein echtes Problem ist)
Und teilweise waren schlicht und ergreifend keine Wege vorhanden:
Die Uhr zeigt, ich bin am richtigen Pfad, tatsächlich war das alles, nur kein sichtbarer Weg
Grundsätzlich liebe ich es ja, ein wenig Abenteuer zu haben, aber bei 54 km Laufstrecke brauche ich das nicht unbedingt…
Auch dieses Stück hat massiv an den Kräften gezehrt. Nicht nur, das ich die Abzweigung zu dieser Straße versäumt habe und (natürlich bergab, was sonst) knappe 500 Meter weitergelaufen bin, der Boden war schlammig, extrem unregelmäßig und nicht laufbar…
Und dann Situationen wie diese, wo meine Garmin meint, ich soll doch von der Schotterstrasse links abbiegen – dort aber kein Weg ist, du aber weißt, du mußt da rauf…
Und dann steil bergauf, mitten durch den Wald, aufsteigst, bist du wieder auf einem Weg bist…
(Ich nehme hier an, das die eigentliche Abzweigung ein paar 100 Meter weiter oben war und ich sie übersehen habe)
Bei einigen Straßen merkt man aber, das die Waldwege anscheinend nach der Holzernte wieder saniert werden. Gut für Wanderer und andere Läufer, schlecht für Minimalschuhläufer mit dünner Sohle
Diese Wege, frisch mit Bruchschotter saniert, sind mit den Chala EVO Light – besonders bergab – fast unlaufbar. Dafür ist die Sohle mit 6 mm einfach zu dünn und die Steine zu groß.
Das ist auch der Grund, warum ich mir die Chala EVO 4.0 XRD ansehen werde, da schützen noch weitere 1,5 mm den Fuß…
Auf den letzten 10 km dann noch Wege, bei denen ich das Gefühl hatte, das seit Jahren keiner mehr dort gegangen ist. Hüfthohes Gras, Bäume, einfach nicht lustig nach 10 Stunden laufen
Besonders, wenn dann mitten im Wald, 5 km vorm Ende, die Fenix 5 meint, das der Strom (nach 9 Stunden ?) aus ist und du, von Bremsen und Mücken attackiert, am Handy nach Alternativen suchst (und Komoot dich rettet)…
Fazit
Das klingt jetzt alles viel schlimmer als es tatsächlich war.
Der Grund, warum ich in den Wald, besonders auf unbekannte Strecken, laufen gehe ist genau diese Herausforderung – wenn ich es einfach haben möchte, könnte ich ja auch auf der Prater Hauptallee laufen.
Trotzdem werde ich den WUT nicht laufen – auch wenn ich davon ausgehe, das die Wege bis Ende September saniert und “gereinigt” sind und die Strecke dann natürlich markiert ist. Aber mir sind hier zu viele Forststraßen dabei und auch zu wenig Ausblick.
Das wichtigste für mich war aber das Ergebnis:
- Dauer: 10:40
- Km: 58,5 km
- HM: 1570
Ich war noch nie in meinem Leben so lange laufen. Trotzdem war es – abgesehen von kleineren mentalen Einbrüchen – ein Lauf ohne Schmerzen, ohne einer massiven Erschöpfung. Und, was ganz wichtig ist, ich hätte noch weiter laufen können.
Das gibt mir ein sehr gutes Gefühl für den Mozart 100 – dort werden die Wegbedingungen massiv besser sein, ich werde Verpflegungsstationen haben und das Ziel vor Augen, vor 01:00 Uhr durch den Zielbogen zu laufen…
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